Die Flohkrebse

Flohkrebse (Amphipoda) sind eine Ordnung der Krebstiere, welche in allen Weltmeeren zu finden sind. Es handelt sich dabei um kleine Krebstierchen, die zwischen Algen, unter Steinen, in Miesmuschelbänken, an Spundwänden, Buhnen und in dessen Aufwuchs zu finden sind. Insbesondere der Blasentang stellt in der Ostsee einen wichtigen Lebensraum dar. Sie meiden offene Flächen mit sandigem oder schlickigem Substrat. Flohkrebse sind sogenannte Weidegänger, welche sich hauptsächlich durch das Abweiden von Algen und Detritus ernähren. Sie fressen den Aufwuchs (Epiphyten) auf größeren Algen wie zum Beispiel die filamentösen Algen, welche auf dem Blasentang wachsen.

Körperbau der Flohkrebse, eigene Darstellung

Der Körper der Flohkrebse ist in drei Körperabschnitte gegliedert: der erste Abschnitt ist das Kopf-Brust-Stück (Cephalothorax), welches eine Verschmelzung des Kopfes mit dem ersten Brustsegment darstellt. Der zweite Abschnitt (Thorax) besteht aus sieben Einheiten, an denen je ein Beinpaar sitzt. Die hinteren fünf Beinpaare sind zu Laufbeinen ausgebildet, die beiden vorderen als Greifwerkzeuge. Der letzte Körperabschnitt (Abdomen) besteht aus sechs Segmenten, an denen je ein Beinpaar sitzt, welche als Schwimmbeine ausgebildet sind. Die Kiemen sind in den Beinen der Krebstiere zu finden. In den Lauf- und Schwimmbeinen befindet sich ein Kiemenkanal, welcher durch ständige Bewegung mit frischem Wasser versorgt wird. Am Kopf befinden sich zwei Antennen, die als Fühler dienen.

Wie alle Krebstiere häuten sich die Flohkrebse regelmäßig. Nach sechs bis neun Häutungen in einem Zeitraum von 2-4 Monaten werden sie geschlechtsreif. Sie gehören zu den r-Strategen und haben somit eine hohe Nachkommenzahl und kurze Generationszeiten. Durch ihre hohe Individuenzahl stellen sie ein wichtiges Glied in der Nahrungskette und dienen vielen Fischen, größeren Krebsen und anderen Wirbellosen als Nahrung.

Die in der Ostsee lebenden Flohkrebse gehören zur Gattung Gammarus. Die drei häufigsten Vertreter Gammarus oceanus, Gammarus salinus und Gammarus tigrinus könnt ihr oben in der Galerie sehen. Sie erreichen eine Größe von 10-30 mm und sind in einem breiten Farbspektrum zu finden: es gibt sie in gelb, braun, grünbraun, graubraun bis dunkelrot. Die meisten Gammariden sind aus dem marinen Bereich in die Ostsee eingewandert und besiedeln somit vor allem die Südwestliche Ostsee. Einzelne Arten der Flohkrebse kamen aber auch aus dem Süßwasserbereich.

Die RGT-Regel

Betrachtet man die Temperaturregulierung im Tierreich, so kann man von zwei Gruppen sprechen: Homoiotherme (gleichwarme) und poikilotherme (wechselwarme) Tiere. Endotherme Tiere können ihre eigene Temperatur gegenüber der Umgebungstemperatur konstant halten, die Körpertemperatur von ektothermen Tieren wird hingegen von der Umgebungstemperatur bestimmt. Zur Gruppe der endothermen Tiere gehören Vögel und Säugetiere, während alle übrigen (Krebse, Würmer, Spinnen, Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, usw.) zu den ektothermen Tieren zählen. Den größten Teil ihrer Energie beziehen ektotherme Tiere aus dem Sonnenlicht.

RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel) besagt nun Folgendes: Bei ektothermen Tieren hängen die Intensität und die Geschwindigkeit der Lebensvorgänge von der Außentemperatur ab. Steigt die Außentemperatur um ca. 10 ˚C, so verdoppelt bis vervierfacht sich die Geschwindigkeit aller Lebensvorgänge. Dieses Prinzip ist selbstverständlich nicht unendlich steigerbar. Bei einer bestimmten Temperatur hat jedes Tier sein Optimum und wird dieses überschritten kommt es wieder zu einer Abschwächung der Intensität der Lebensvorgänge (dies kannst du rechts in der Abbildung erkennen).

Daten in der Simulation

Neben den Flohkrebsen gitb es noch andere Weidegänger: z.B. Meerasseln und Schnecken. In dieser Simulation werden jedoch nur die Flohkrebse berücksichtigt.

Die in der Simulation genutzten Daten zeigen den Fraßdruck der Flohkrebse der Ostsee. Der Fraßdruck bezeichnet die Fähigkeit der gesamten Population der Flohkrebse, die Algen auf dem Blasentang abzuweiden. Der Fraßdruck resultiert aus der Fitness der einzelnen Flohkrebse. Eine höhere Fitness bedeutet höhere physiologische Aktivität, die Gammariden werden größer und die Population wächst! Je besser also die Umweltbedingungen für die Flohkrebse sind, desto mehr können sie abweiden.


Du willst mehr erfahren?

Dann kannst du dich hier informieren:

Artensteckbriefe des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW):

- Gammarus oceanicus

- Gammarus salinus

- Gammarus tigrinus

Artenbeschreibungen des UNDINE II Projektes

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